Die neue Produktion der Städtischen Bühnen sorgt mit ihrem Star Woodrow Thompson für ausverkaufte Vorstellungen. Auch ohne Kostüme macht das Publikum begeistert mit bei der

Sein Hüftschwung macht jede Frau nervös. Silberfarbene Stöckelschuhe, Corsage und lila Strapse, in denen ein perfekter Körper steckt. Wenn "Frank N. Furter" (Woodrow Thompson) lasziv die Treppe herabschreitet fängt das Publikum vor Begeisterung an zu johlen. Den "süßen Transvestiten" kauft man ihm ab. Neben "Magenta" und Riff-Raff, die durch ihr Outfit bestechen, heben sich die biederen "Janet Weiss" und "Brad Majors" doppelt spießig ab. Den Zuschauern gefällt das.
"Das rote Kostüm der Magenta finde ich am Besten", berichtet Karin Mayer bei einem Gläschen Sekt während der Pause.
Unter den Besuchern befindet sich jedoch niemand in Horrorklamotten, was man bei der "Rocky Horror Show" erwartet hätte. Eingefleischte Fans des Musicals kommen in den originalen Kostümen des Kinofilms, ausgestattet mit den nötigen Requisiten. "Das Theater ist etwas anderes als Kino, da hat man leichte Hemmungen sich zu verkleiden", gibt Rosemarie Schwechten als Grund für ihre Zivilkleidung an. Für die bekannte Musikerin Rita Marx ist die Vorstellung um 19.30 Uhr einfach zu früh für ein originelles Outfit. "Wenn ich Zeit gehabt hätte, hätte ich mir lange Fingernägel angeklebt und falsche Zähne aufgesteckt. "

Anmerkung der Pagebetreiberin: Alles faule Ausreden!

An anderen Besuchern ging das Spektakel rund um die "Rocky Horror Show" in der Komödie unbemerkt vorüber. "So gut informiert waren wir nicht. Daß man hier als Transvestit erscheinen muß, hat uns keiner gesagt", wundert sich Roland Maucher und ist damit nur Einer von Vielen. Gleichzeitig ist er aber begeistert, daß das Publikum so toll mitmacht.
Die Stimmung der währen der gesamten Show ist locker. Bereits zu Beginn rasselt der Reis zu Boden, den die Zuschauer zur Verlobung von Brad und Janet werfen. Bei "There is a light" schnipsen die Feuerzeuge und die Komödie wird von ihren Besuchern erleuchtet. Bei den bekannten Liedern der Show fangen die Augsburger sofort zu klatschen an und zieren sich auch nicht als gegen Ende der Vorstellung die Schauspieler einige Männer und Frauen auf die Bühne holen. Eifrig tanzen sie mit. Schade ist nur, daß zwischen der Bühne und dem aktiven jüngeren Publikum ein Block von Theaterabonnenten sitzt. Die wirken manchmal wie eine Kontaktschranke.

B E S E T Z U N G S L I S T E

Frank-N-Furter Woodrow Thompson Er übernahm auch die Choreographie.
Riff-Raff Christian Venzke Er spielte auch schon am Zwickauer Theater
die Rolle des Frank-N-Furter
Magenta Susanne Wittler
Columbia Natalie Böck
Rocky Horror John Gordon
Eddie Bo Lander
Brad Majors Thomas Schirano
Janet Vice (sorry Weiss) Gabriele Welker
Dr. Scott Thomas Plock
Erzähler Peter Zirkler

Inszeniert hat das Ganze: Jochen Gnauert
Vielen Dank an Yvonne Raffelsberger von der Pressestelle der Städtischen Bühnen für das Zusenden all dieser und noch viel mehr Informationen.

Der "Palace of Darkness" wünscht viel Erfolg.

KRITIK UND PRESSESTIMMEN

Aichacher Zeitung:

Gaudi nach Gebrauchsanweisung - Horror aus der Spritzpistole

(elf) Tatort Theater: Falls ein Besucher es wagt, sich in einer Vorstellung laut zu räuspern, durchbohren ihn die bösen Blicke der Nachbarn. ...
Szenenwechsel: Komödie. Mit Pfiffen, Gröhlen und Gelächter wird "Frank N. Furter" vom Publikum empfangen, der in Diva-Manier mit sexy Stümpfen auftaucht. Genauso schräg wie das Musical präsentierte sich das etwas andere Theaterpublikum, das mehr einem Käfig voller Narren glich. ...
Und weil die Horror-Gäste nach kurzer Zeit schon in "Bombenstimmung" sind, wird hemmungslos dem - zugegebenermaßen - attraktiven nackten Hintern von Schauspieler Woodrow Thompson hinterhergepfiffen. Sogar die Grufties im Publikum leckten bei dem Horror-Szenario Blut. ...
Heiß war die Stimmung des hitzigen Publikums. Keine Szene war zu plump-derb, daß sie nicht schallend belacht wird. Aber die anfänglich hochgekochte gute Laune ist nur ein Strohfeuer. ...
Der Dialog zwischen Bühne und Publikum wird zum Monolog. Bis zur Pause fällt das Stimmungsbarometer ab .... und muß erst durch ein Glas Sekt wieder aufgebaut werden.. ...

Stadtzeitung:

Mordsmäßiges Musical: Doch die Lust wird zur Last

Was macht die grauenvolle "Rocky Horror Show" zum albernen Kinderschabernack und Maskenspaß? Die quiekende Göre "Columbia" mit pubertärem Nachholbedarf. Was macht den galaktischen Transvestiten-Zirkus sogar in Augsburg zum Musical-Erlebnis? Woodrow Thompson als "Frank-n- Furter" in der Hauptrolle! Daß das Musical in der Komödie mit schrill-übertriebener Regie (Jochen Gnauert) trotzdem für wohlige Schauer sorgt, liegt an der erstklassigen Besetzung. Die Ausnahme: Natalie Böck (Columbia). Beim Pas de deux wäre die ehemalige Primaballerina halt doch besser aufgehoben als im Musical, wo sich Sänger und Schauspieler die Hände reichen. ...
Wo Phantasie gefragt wäre, präsentiert Gnauert freilich grauenvolle Überzeichnungen in einer eher stilisierten Szene. ...
Pseudo-Gags, Action und Highlights in Serie blenden und stumpfen ab. Die Lust als Last....
(Thomas Faulhaber)

Musical Magazine:

The Rocky Horror Show

Ganz offensichtlich sollte es kein Abklatsch des Kultstreifens werden. Ein lobenswerter Vorsatz, doch bekanntlich ist noch längst nichts allein dadurch besser, daß es "anders" ist. Regisseur Jochen Gnauert stellte eine Inszenierung auf die Bühne, die einen zunächst noch gefangennimmt, als Magenta und Riff (eine Marsmensch-Zombi-Mischung .....) durch Auditorium schreiten, um dann das Publikum auf ihre "Reise" mitzunehmen. Allerdings beginnt sich der Abend schon bald zu ziehen und einige Einfälle scheinen mir gar nicht geglückt. So halte ich etwa Rocky - er entschlüpft einem technischen Ei - als Baby in rosa Strampelanzug und mit Mützchen für völlig verfehlt. Der ziemlich sabbernde Balg sieht nämlich nach allem möglichen aus, nur nicht nach einem erotischen Spielzeug. ...
Alles in allem eine eher mittelmäßige Produktion, der auch das .... "mitspielende" Publikum keinen wesentlichen Kick verleihen konnte.
G. Knopf

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