THE ROCKY HORROR SHOW
im Hamburger "Neuen Theater"

B E S E T Z U N G S L I S T E

| Frank-N-Furter |
Thomas Borchert |
| Riff-Raff |
Maarten Flügge |
| Magenta |
Christine Pappert |
| Columbia |
Isabel Broders |
| Rocky |
Alexander Jovanovic |
| Eddie |
|
| Brad |
Stephan Hippe |
| Janet |
Marion Musiol |
| Dr. Scott |
Soren Fenner |
| Erzähler |
|
|
|
| Regie |
Anna Vaughans |
| Choreographie |
Anna Vaughans |
| Bühnenbild |
Uwe Petersen |
| musik. Gesamtleitung |
Richard Kula |

KRITIK
UND PRESSESTIMMEN

Hamburger Tageblatt
28.08.1991
Übermütig, grell und witzig
Die "Rocky Horror Show" reißt das Publikum von den Sitzen
HAMBURG
(Ino). Er dachte, es sei angenehm, wenn man sich einfach hinsetzen und ein wenig
von allem, was man gern hat, anschauen könnte: Eine Rock-Show mit ein wenig
Horror, ein wenig Sex und ein wenig lustvollem Kitzel. Richard O´Brien hat sich
hingesetzt und in sechs Monaten die "Rocky Horror Show" geschrieben, die Montag
abend im "Neuen Theater" am Hamburger Holstenwall Premiere hatte. Das kleine
Theater hat sich die Allein-Rechte für Deutschland gesichert.
O´Briens
Absicht ist voll und ganz aufgegangen: Die "Rocky Horror Show" ist ein
phantastisches Musical ohne jegliche Botschaft - quasi zweieinhalb Stunden
Unterhaltung pur. 18 Jahre ist sie nun schon alt, und immer noch rast das
Publikum vor Begeisterung. Es gibt Freaks, die die Vorführung des Stücks mehr
als 20mal gesehen haben. Auch das vorwiegend jugendliche Hamburger Publikum war
mitgerissen von den ganz und gar unglaublichen Erlebnissen eines jungen Paares
mit den Außerirdischen. Es gab Beifall ohne Ende, Reis und Klopapier flogen
durch das Theater, Feuerzeuge leuchteten, und einige imitierten den
niederprasselnden Regen mit Wasserpistolen. Die ganz richtigen Fans waren in der
entsprechenden schrillen Aufmachung der Musical-Helden erschienen, und nur über
eins herrschte Trauer. Richard O´Brien war bis lange nach der Premiere nicht in
Hamburg eingetroffen, weil er in England einer Gerichtsverhandlung als Schöffe
beiwohnen mußte.
Zwischen 150 000 und 180 000 Mark kostet die Produktion der
"Rocky Horror Show", die in den vergangenen Jahren bereits an den Berliner
Kammerspielen der absolute Renner war. Auch dort hatte die Engländerin Anne
Vaughan die Story in Szene gesetzt. Sie zeichnet in Hamburg zusätzlich noch für
die Choreographie und das Lichtdesign verantwortlich. Alle Probleme mit der
kleinen Bühne hat sie ohne Schwierigkeiten in den Griff bekommen, die Zuschauer
werden praktisch mit einbezogen und finden sich in einem Horror-Schloß mit
umherschwirrenden Fledermäusen wieder. Überzeugend einmal mehr Hauptdarsteller
Thomas Borchert alias Frank N. Furter, der bereits den Rum-Tum-Tagger in "Cats"
gespielt und gesungen hat. Und die übrigen, meist jungen Darsteller verstanden
es glänzend, ihre eigene Begeisterung auf das Publikum zu übertragen.
Auch
der Vorverkauf läuft hervorragend. "Wenn ich sagen würde, blendend, wäre das
untertrieben", sagte ein Theatersprecher. Hardy Homann (30) und Frank Gräsel
(28), seit Februar dieses Jahres Besitzer des kleinen Theaters mit seinen 235
Plätzen, haben die Hamburger Unterhaltungsszene um eine Attraktion reicher
gemacht.
Hamburger Morgenpost 28.08.1991
Hitparade statt Traumphantasien
Grelle Rocky Horror Show Premiere im Neuen Theater
"Die
Story ernst nehmen, den Film vergessen!" Mit dieser Devise gelang es Rocky
Horror Produzent Christopher Malcolm im Londoner Picadilly Theatre zwanzig Jahre
nach der Uraufführung ein beeindruckendes Revival: ein beklemmender Alptraum in
düsteren Farben, eine bizarre Mixtur voll bedrohlicher Untertöne,
unterschwelliger Erotik und tiefschwarzen Humors. Nichts davon im Neuen Theater:
Die Premiere von Richard O´Briens Kult-Musical geriet am Holstenwall zur heftig
beklatschten, oberflächlichen Nummern-Revue.
"Hoffentlich kommt bald
wieder ein Song!" Der Seufzer der jungen Zuschauerin brachte das Dilemma von
Anna Vaughans Regiekonzept auf den Punkt: Die Entscheidung,
englisch zu singen, aber deutsch zu sprechen, machte eine organische Handlung
unmöglich und verwandelte die Dialoge in Papier, der Abend zerfiel in "Nummern"
Folge. Die Geschichte um das junge Paar Janet Weiss (im Spiel überzeugend:
Marion Musiol) und Brad Majors (Stefan Hippe),
die sich eine Nacht lang in einem Labyrinth sexueller Traumphantasien verirren,
war nur ein Vorwand für eine grell kostümierte Rocky Horror Hitparade - mit
gutem Sound der Band Mating Call.
Als Ausgleich für den dialogischen Leerlauf
gab´s beim Tanz - der eigentlichen Domäne Anna Vaughans - dann ein bißchen mehr.
Vor allem der erste Teil des zweieinhalbstündigen Spektakels ließ das kleine,
von Bühnenbildner Uwe Petersen mit wenigen Versatzstücken klug
genutzte Theater schier aus allen Nähten platzen. Thomas
Borchert (gesanglich hervorragend) als Sweet Transvestite
Frank´N´Furter bot von Maske und Gestik eine exakte Kopie von Filmvorbild
Tim Curry , ohne dessen Gefährlichkeit und abgründige Bosheit
zu erreichen.
Ein musikalisch gut geschultes Ensemble, der fabelhafte "Chor
der Transsylvanier" (von der Stage School of Dance and Drama) und eine
eingespielte technische Mannschaft ließen erahnen, was möglich gewesen wäre,
hätte man Christopher Malcolms Tip beherzigt ... Walter
Wiegand
Hamburger Abendblatt 28.08.1991
Jubel über die "Rocky Horror Show" im Neuen Theater
Verrückt rasantes Spektakel
Die Orgel rauscht, die Reistüten
knistern, Fledermäuse kreisen zwitschernd und fiepend über die Köpfe der
Zuschauer, schrille Schreie grellen durchs Gemäuer: Auftakt zur "Rocky Horror
Show" im Neuen Theater Hamburg. Alles da, was die Fans für ihr Kult-Musical
brauchen, hübsch schaurig und genau zum Wiedererkennen. Und das Anna Vaughan
auch noch ein frech-erotisches, verrückt rasantes Spektakel in Perfektion auf
die kleine Bühne gestellt hat, war der Jubel programmiert: juchzende
Begeisterung nach jedem Song: Zugaben und kaum zu bremsender Beifall nach der
Premiere.
Das Publikum weiß, was es Rocky schuldig ist: Schwarze Schminke,
Mieder und Strapse, Fledermausumhänge gehören dazu. Und die Utensilien, die aus
der Vorstellung erst das gewünschte Happening machen, gibt´s vor dem Eingang,
abgepackt in Tüten: Reis für die Hochzeit, Klopapierrollen für die Bandagen des
Kunstmenschen Rocky, Toastbrote für Frank N. Furters Festmahl. Es darf geworfen
werden.
Im Zuschauerraum trieft das (gemalte) Blut vom Balkon, verwitterte
Grabsteine künden von baldigem Tod: "Thine end is near", die Wände verschwinden
hinter düsteren Mauerbrocken - das ganze Theater wurde zum Horror-Schloß, in dem
der Transvestit Frank N. Furter sein grausiges Regiment führt.
Und das grelle
Völkchen der Transsylvanier tobt, turnt und tanzt nicht nur über die Bühne und
durch die Gänge, sondern auch am Gestänge und auf den Ballustraden. Erstaunlich,
wie die Regisseurin und Bühnenbildner Uwe Petersen die begrenzten
Platzmöglichkeiten am Holstenwall zu nutzen wußten! Anna Vaughan zeichnet nicht
nur für die Regie, sondern auch für die Choreographie und das Lichtdesign
verantwortlich. Man merkt es der Aufführung an: Sie ist aus einem Guß. Die
Vaughan hält sich eng an das schon klassische Filmvorbild, die Kostüme stimmen
genau, gesungen wird auf englisch. Darüber hinaus jedoch spickt sie ihre
Inszenierung mit einer Fülle von witzig-ironischer Details: von den drolligen
Ratten, die über die Bühne huschen, bis hin zum Kartoffelstampfer, mit dem der
Kreatur Rocky das Hirn hineingestopft wird.
Makaber, komisch und tempogeladen
läßt sie die Show abgehen, bis sich die Nebel-, Glitzer- und Erotik-Effekte
erschöpfen: nicht ihre Schuld; denn Richard O´Briens Musical artet in eine
monumentale Kitsch-Science-fiction Oper aus.
Das schmälert das totale
Vergnügen jedoch nicht. Wer noch immer glaubt, bei uns gäbe es keine
Musical-Talente, der wird hier eines Besseren belehrt. Das junge Ensemble tanzt,
singt und spielt hinreißend. Allen voran Thomas Borchert als dämonischer Frank
N. Furter, der mit schwarzem Mieder, Strapsen und hohen Hacken verführerischer
ist als das gesamte Damenaufgebot in den Schaufenstern der Herbertstraße. Als
makabrer Diener Riff-Raff steht ihm Maarten Flügge an Grausamkeit nicht
nach.
Das biedere Pärchen Brad und Janet, das sich nach einer Reifenpanne in
das Schloß des Schreckens verirrt, muß in der schrillen Gesellschaft der
Transsylvanier immer etwas langweilig wirken. Stephan Hippe und Marion Musiol
machen mit Zittern und Zagen zwischen Lust und Frust das Beste
daraus.
Alexander Jovanovic als dümmlicher Muskelknabe Rocky, Christine
Pappert als lüsterne Magenta, Isabel Broders als kesse Columbia, Soren Fenner
als Professor, der einen flotten Rollstuhl-Rock aufs Parkett legt - jede Rolle
stimmt. Und die Band Mating Call sorgt unter der Leitung von Richard Kula für
den notwendigen fetzigen Sound.
Brigitte Ehrich
Alle Kritiken stammen aus den angegebenen Zeitungen und wurden an den mit
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