It´s so dreamy - oh fantasy free me ...

jetzt auch an den Städtischen Bühnen Osnabrück. Schon vor der Premiere beim Theatergespräch zur bevorstehende Rocky Horror Show ein volles Haus und jede Menge interessierte Gäste jeden Alters.

B E S E T Z U N G S L I S T E

Frank-N-Furter Michael Ophelders
Riff-Raff Roland Silbernagl / Jan Single
Magenta Dörte Steindorff / Ute Büttner
Columbia Almut Kapp / Yasmin Hikary
Rocky Horror Glenn Goltz / Andreas Ströbl
Eddie Peter Böttcher 
Brad Majors Uwe Kraus
Janet Vice (sorry Weiss) Sonja Wassermann
Dr. Scott Peter Böttcher
Erzähler Johannes Bussler
Phantoms/Transsylvanians
Sara E. Camm
Chandana M. Hörmann
Constance Lüttich
Delenia Reis-Zolla
Aliksey Schoettle
Whitney Walthall
Andreas J. Etter
Markus Hein
Angelo Larosa
Andreas Ströbl
Israel Villa-Fernandez
Chor
Sonia Jover-Comas / Kaori Sekigawa
Stefan Kreimer 

Die Phantome kommen vom Tanztheater der Städtischen Bühnen
Für schön-schaurig-rockige Musik sorgt The Eddie´s Teddy Bandmit:
E-Bass - Andreas Kuhlmann; Saxophon - Ralf Kiwitz; Keyboard - Jochen Hartmann-Hilter; Guitars - Thomas Brill; Drums - Stefan Schott
Musikalische Leitung: Wolfgang Netzer
Inszeniert hat das Ganze: Axel Stöcker
Dramaturgie: Peter Oppermann
Bühnenbild: Peer Palmowski
Choreographie: Gregor Zöllig
Dance Captain: Christine Biedermann


Vielen Dank an Peter Oppermann, der die tolle Verbindung zu dem "Palace of Darkness" hält, unsere Zusammenarbeit erst möglich machte, mich mit viel Material versorgt und dem ich einen echt tollen Abend verdanke.
Außerdem auch vielen lieben Dank an das gesamte Ensemble, das mich so lieb aufgenommen hat und dem man den Spaß am Rocky Horror Spiel echt anmerkt.

Der "Palace of Darkness" wünscht weiterhin viel Spaß und Erfolg.

KRITIK UND PRESSESTIMMEN


NOZ 17.03.98:

Alter Schocker mit jeder Menge Biß

Reis flog in Mengen: Ovationen für die "Rocky Horror Show" in Osnabrück
Von Klaus Crimberg: Einen derartigen Sturm der Begeisterung hat das Osnabrücker Stadttheater seit Jahren nicht mehr erlebt: Fast eine halbe Stunde lang feiert das Premierenpublikum das Ensemble der "Rocky Horror Show". Frank'n Furter's Partygäste im Parkett erjubeln sich eine Zugabe nach der anderen. "lt's just a jump to the left" -zwischen reisverzierten Stuhlreihen wird ausgelassen der "Time Warp" getanzt.
Die Zuschauer sind völlig aus dem Häuschen - und das vollauf zu Recht. Denn Axel Stöckers Inszenierung des Musical- Klassikers ist fetzig, frech und - zum Glück - gebührend frivol. Und das will etwas heißen: Seit 25 Jahren wird ,,Rocky Horror" landauf, landab gespielt und dabei ist das einstige Schockpotential längst verpufft. Alles schon einmal dagewesen, möchte man meinen. Falsch! Die "Rocky Horror Show" wird immer wieder neu erfunden. Jedenfalls gilt das für die Osnabrücker Aufführung.
Es gibt viele, die an diesem Triumph mitgewirkt haben. Und doch gibt es einen Schauspieler, der die übrigen noch überragt: Michael Ophelders ist Frank'n Furter, wie er verführerischer nicht sein könnte. Ein androgynes Wesen von unwiderstehlicher Ausstrahlung für beide Geschlechter: Knusprig und kokett-, lasziv und lecker "I'm just a sweet Transvestite" - wenn Michael Ophelders das behauptet, läßt das niemanden kalt. Was aber das allerbeste ist: Dieser Mann kann singen. Und wie! Darin liegt ein unschätzbarer Gewinn: Denn mit der Musik steht und fällt die "Rocky Horror Show". Der Inhalt ist seit jeher zweitrangig. Auf die Songs kommt es an. Und daran hat das gesamte Ensemble hart gearbeitet: Eine gute Liveband, gelungene Choreographien und Tempo, Tempo, Tempo - wer daran keinen Spaß hat, ist selber Schuld.
Selbst Janet Weiss und Brad Majors werden am Ende Gefallen am transsylvanischen Erotikspektakel finden. Sonja Wassermann und Uwe Kraus spielen das haarsträubend spießige Pärchen wunderbar ambivalent: Sie sind verklemmt bis zum Strumpfhalter und doch nur allzu leicht dazu zu verlocken, sich der unbekannten Lust hinzugeben. Frank'n Furter wird beide in derselben Nacht vernaschen, ohne daß er sich dabei besonders verausgaben müßte. Die Hilfeschreie von Janet, die Ausreden Brads - sie sind nicht mehr als verschämte Alibi. Eine von vielen starken Szenen dieses Abends. Die Figuren geben sich hemmungslos der Lust hin. Die Schauspieler sind mit spürbarer Lust bei der Sache. Und es ist eine Lust, ihnen zuzusehen. Etwa Almut Kapp und Dörte Steindorff, als Columbia und Magenta ein scharfes Duo in Leder und Strapsen, aufgekratzt und sexy, mal zickig, mal zahm. Oder Roland Silbernagel, dessen "Haushofmeister" Riff-Raff herrlich undurchsichtig, düster und unheimlich ist.
Schön, aber wenig helle ist Rocky (Glenn Goltz), ein wandelnder Blondinenwitz, nur männlich. Das vollendete Geschöpf ist der Nachfolger von Eddie (Peter Böttcher), dem langhaarigen Rock ,n' Roller auf dem Motorrad, der in Frank ,n Furters Motorsäge enden wird. Die letzte der skurillen, Figuren auf Peer Palmowskis raffinierter Raumschiff-Bühne schleicht als unsichtbarer Erzähler durch die Szene: Johannes Bussler darf seinen Hang zum Slapstick einmal richtig ausleben. Die Rolle verlangt es geradezu.
Schließlich verdient auch das Osnabrücker Publikum Lob: Reis werfen, Zeitungen über den Kopf halten oder Klopapier abrollen - das gehört zum Standard-Repertoire der Show. Aber die Stellen mit dem Toast oder den Spielkarten - alle Achtung! Das spricht für Sachkundigkeit.
"Don't dream lt. Be it!" Das ist die Botschaft der "Rocky Horror Show". Das Ensemble spielt und singt und tanzt, als ob es keine andere Weisheit auf dieser Welt gäbe. "Träume es nicht. Sei es!" Eine banale Aufforderung, mag sein. Aber eine mit Spaß. Spaß, Lust, Unbändigkeit - das ist es, wozu Richard O'Brien 1973 Mut gemacht hat. Mut, so zu sein, wie man es möchte, ohne Rücksicht auf Konventionen, guten Geschmack oder Anstand.
Diesen Mut braucht es - gerade in Zeiten von Aids - heute, noch genauso wie damals. Und damit ist die "Rocky Horror Show" auf einmal wieder sehr aktuell.

NOZ 13.03.1998:

Für den Spaß an der Lust

Was die Rocky Horror Show und die Aidshilfe verbindet
Von Klaus Grimberg
Die "Rocky Horror Show" ist ein Stück, in dem es um Lust geht. ,,Und auch Aids hat etwas mit Lust zu tun", sagt Sven Christian Finke, Vorstandsmitglied der Aidshilfe Osnabrück. Frank'n Furter, die schillernde Hauptfigur war zu Beginn der 7Oer Jahre geradezu ein Symbol für sexuelle Freizügigkeit. Eine bizarre Gestalt, die für das Team der Aidshilfe auch heute noch Aktualität besitzt: "Uns geht es nicht darum, Lustverzicht zu predigen", sagt Michael Tremmel, Mitarbeiter In der Prävention, "sondern ganz im Gegenteil: Die Menschen sollen auch in Zeiten von Aids den Spaß an der Lust nicht verlieren. Aber sie müssen sich schützen.
Zwischen dem Theaterstück und den Anliegen der Aidshilfe gibt es demnach eine ganze Reihe von Berührungspunkten. Deshalb wird die Aidshilfe bei den Aufführungen der "Rocky Horror Show" im Stadttheater präsent sein. An einem Infotisch werden diverse Broschüren und Faltblätter zur Aidsproblematik ausliegen und natürlich gibt es hier auch Kondome. Verschiedene Mitarbeiter der Aidshilfe sind am Stand ansprechbar. Als besonderer Clou wird zudem ein weiterer Mitarbeiter in einem "Rocky Horror"-Kostüm durch das Foyer streifen: In einem Bauchladen hat er einige kurze Informationsblätter und rote Schleifen bei sich. "Wir wollen niemanden provozieren oder uns aufdrängen", sagt Walter Frommeyer von der Geschäftsführung der Aidshilfe "aber wir sind da und für alle Fragen offen."
Für die Aidshilfe sei es sehr hilfreich, sich auf diese Weise präsentieren zu können, sind sich die drei Mitarbeiter im Gespräch mit unserer Zeitung einig. Denn im Theater hoffe man Bevölkerungskreise zu erreichen, die um das Thema Aids bisweilen eher einen Bogen machen. Auch den Klischees über die Aidshilfe selbst könne man vielleicht entgegenwirken. Als Aktivisten treten eben nicht nur Schwule oder Drogenabhängige auf, sondern viele andere Frauen und Männer, die nicht in die klassischen Risikogruppen gehören.
Die Beteiligung der Aidshilfe geht auf die Initiative des Theaters selbst zurück. "Als wir uns gefragt haben, wie dieses Stück in der Gegenwart zu sehen ist, ist uns sehr schnell die Aidsthematik aufgefallen", sagt Dramaturg Peter Oppermann, der daraufhin die Aids-Hilfe um Kooperation bat. "Theater ist für uns auch ein Ort, an dem Themen enttabutisiert werden", sagt Oppermann. Schon beim Einführungsspecial am vergangen Wochenende habe er gespürt, daß das Publikum neben allem Spaß und Klamauk sehr wohl auch für den Ernst des Stückes sensibilisiert sei. Und genau darum geht es auch der Aidshilfe: "Angst ist ein schlechter Berater der Lebenslust", sagt Sven Christian Finke," aber ein noch schlechterer Berater ist die Sorglosigkeit."

Alle Kritiken stammen aus den angegebenen Zeitungen und wurden an den mit Punkten versehenen Stellen leicht gekürzt. Sie geben keine Meinung der Pageverfasserin wieder. Private Kritiken werden unter Namensangabe extra veröffentlicht.